2371 - W. Lambrecht zu A. Karatheodory
N. Lygeros
Verbessert von Elena Panidou
Sr. Exzellenz
dem Herrn Karatheodory Pascha
Erster Dragoman Sr. Majestät des Sultans
Konstantinopel.
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Mitfolgende Zeitungsnotiz
gibt mir den Mut, mich in
einer vertraulichen Angele-
genheit an Sie, als Christ
an den Christen, zu wenden,
in der zuversichtlichen Hoff-
nung, dass Sie mir zu mei-
nem Recht verhelfen werden,
zumal
zumal ich dadurch in die ange-
nehme Lage versetzt würde,
der türkischen Pforte Unannehm-
lichkeiten zu ersparen.
Um Ihre kostbare Zeit
nicht auf eine zu harte Probe
zu stellen, will ich mir
erlauben, Sie in wenigen
Zeilen mit der Sache ver-
traut zu machen.
Im Jahre 1890 hatte ich
die Ehre, Sr. Majestät dem
Sultan verschiedene Instru-
mente zu fertigen, für wel-
che ich nach Lieferung Be-
zahlung erhielt.
In Anerkennung der
Ausführung dieser Instru-
mente
mente bekam ich die
Medaille für Kunst und
Wissenschaft, und für einige
von mir als Geschenke beige-
legte Instrumente, ein Ge[gengeschenk.
Das letztere war in einem
mit 10. 000 Francs dekla-
rierten Wertpaket verpackt,
enthielt aber nur eine ge-
brauchte Manschetten-* und
Hemdenknopf – Garnitur, wel-
che Sachverständige auf circa
Mark 300. schätzten.
Im Jahre 1891 & 1892 lie-
ferte ich auf vorherige Be-
stellung neuerdings meteo-
rologische Instrumente, mili-
tärische
tärische Teleskope und ein
ölfarbengemälde, eine pro-
jective Wettersäule darstellend.
Diese Gegenstände hatten
einen Wert von 4439 Mark,
welchen Betrag ich bis heute
noch nicht bezahlt bekam.
Meine zahlreichen, an den
damaligen Ersten Sekretär
des Sultans Sureya Pascha
gerichteten Rechnungen
und Mahnungen blieben
ohne Antwort.
Desgleichen wurde ein
im Juli 1894 durch die
Ottoman’sche Bank, dort, auf
Sureya Pascha gezogener Wechsel
von diesem nicht eingelöst,
trotz-
Fortsetzung 2.
II.
trotzdem er vielleicht zehn-
mal demselben präsentiert
wurde, da dieser immer
um Frist nachsuchte.
Bei der letzten Prä-
sen]tation ist Sureya Pascha
zuvor plötzlich gestorben.
Für ein dem Sultan
geschenktes Teleskop machte
mir Se. Majestät ein noch
weit kostbareres
Gegenge]schenk, welches ebenso-
we]nig in meinem Besitz ge-
kommen ist, wie der ver-
liehene Orden.
Gegenwärtig habe ich
diese Sache dem Ministe-
rium für Auswärtige
An]gelegenheiten
Angelegenheiten in Berlin
übergeben und erwarte da-
mit eine offizielle Erledi-
gung.
Ich habe die feste über-
zeugung, dass Se. Majestät
der Sultan von dieser, das
Ansehen der hohen türki-
schen Pforte so sehr schä
digenden Tatsache nicht
die geringste Kenntnis hat,
viel mehr muss ich nach
der Sachlage die ordnungs-
gemässe Erledigung der
von dem Sultan getrof-
fenen Verfügungen sei-
tens der mit der Ausfüh[r-
ung betrauten Beamten
in
in Frage stellen.
Meine Forderung richtet
sich demmach :
1) auf die Aushändigung
des Gegengeschenkes,
2) auf die Begleichung
meiner Rechnung von
Mark 4439,
3) auf Verleihung und
übermittlung des Ordens,
4) auf Bezahlung der
für eine in feste Auswahl
gestellte Wettersäule zur
Verfügung stehenden In-
strumente Mark 4735.-
Sollten Sie die unaus-
sprechliche Güte haben, mir
die Erledigung dieser
An]gelegenheit
Angelegenheit durchzufüh-
ren, so wird es sicherlich
meine erste Pflicht sein,
mich jederzeit entsprechend
dankbar dafür zu erweisen.
Wegen jeder weiteren Aus-
kunft wollen Sie mir zu
(tigst*) über mich verfügen.
Ihren geneigten Entbie-
tungen sehnsuchtsvoll ent-
gegenharrend, zeichne ich
nach Ihrem hochgeschätz-
ten Wohlwollen gehorsamst
empfohlen haltend,
mit aller Hochachtung
und Ergebenheit
Wilh. Lambrecht.