49400 - Brief an die Zukunft

N. Lygeros
Übersetzung aus dem griechischen Text , Alexandra Savvidou

Ich weiß nicht, wie es in ferner Zukunft weiter gehen wird aber wisse, dass ich auch jetzt noch in
der schwierigsten Phase der Pandemie an dich denke.
Die schwarze Pest vernichtet unsere eigenen Leute als wären sie Stroh. Es gibt nichts, was dieser
Katastrophe widerstehen könnte. Nach drei Jahren Widerstand bleiben jedoch die Menschen in
diesem Heilsjahr 1350 vereint. Sie haben Dantes Komödie sicherlich nicht gelesen aber ich
möchte dir sagen, dass es mir geholfen hat, weil mir klar geworden ist, dass nach der Hölle das
Paradies kommt.
Nicht dass ich Furcht vor dem Sterben habe, da wir alle dort landen werden, aber ich möchte die
Pandemie überleben, damit andere Menschen wie du in Zukunft herausfinden, dass es Menschen
gab, die während der schwarzen Pest gelebt haben und die es aber dank der Widerstandsfähigkeit
der Menschheit geschafft haben.
Die Barbarei wird sich nicht durchsetzen und weißt du warum?
Ich erkläre es dir: …Eine Frau erzählte mir heute dass in Venedig diejenigen, die auf beiden Seiten
des Canale Grande lebten, beschlossen haben, mit ihren Mandolinen und Gitarren zu spielen, um
einander zu hören.
Zur gleichen Zeit gingen sie auf den Bürgersteigen und hörten aus den Fenstern andere
Menschen, die in dieser seltsamen Quarantäne gelebt haben. Da sie die Tage nicht mehr zählten,
spiele es keine Rolle, haben sie gedacht. Jeder einzelne Tag ist ein Geschenk, welches man
annehmen muss, wenn man wirklich leben und nicht nur existieren will.
Und diese Leute die an diesem Tag Musik spielten, hatten zusammengelebt, weil sie die
Menschlichkeit geteilt hatten. Die Instrumente hatten es geschafft den Canale Grande zu
überqueren, während die Brücken verboten waren.
Weil ich dir über dieses Ereignis geschrieben habe, kann man es nicht vergessen. Denn selbst
wenn wir sterben, wird dies nach all diesen Jahrhunderten bei uns geschehen sein.
Ich habe diesen Satz geschrieben, aber ich habe wieder darüber nachgedacht und schließlich irre
ich mich , weil auch du zu uns gehörst.
Auch wenn wir uns nie nahe waren, habe ich dich in meiner Nähe gefühlt. Ich weiß, dass du an
uns denkst, obwohl wir durch die Jahrhunderte getrennt sind.
Wir sehen aus wie diese Venezianer, und unser Canale Grande ist die Zeit. Obwohl wir von den
Brücken  verbannt worden sind, möchte ich, dass du die Musik hörst. Denn ich bin sicher, du
spielst auch ein Instrument, auch wenn es noch nicht da ist.
Das möchte ich dir sagen, besonders auch, wenn du dich mitten in einer Pandemie befindest, so
dass meine Noten dich daran erinnern, dass die Barbarei keinen Erfolg gehabt hat und wir überlebt
haben. Egal wie schwarz die (Pest) auch gewesen ist. Ich möchte auch, dass du dich daran
erinnerst, dass ich an dich gedacht habe, um in der Zeit der Not mit dir zusammen zu sein.